08. Dezember 2021

Soziales Umfeld beeinflusst Wettbewerbsbereitschaft und Lohnerwartungen Mädchen profitieren besonders von Mentorenprogramm

Die unterschiedlichen Bildungswege und Karrierechancen von Männern und Frauen lassen sich zum Teil durch Geschlechterunterschiede im Wettbewerbsverhalten erklären. Wie eine aktuelle Studie von Teodora Boneva, Thomas Buser, Armin Falk und Fabian Kosse zeigt, sind die Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen aus sozial benachteiligten Elternhäusern besonders groß, lassen sich jedoch durch die Teilnahme an einem Mentorenprogramm spürbar verringern.

Mädchen in der Schule
Mädchen in der Schule © Colourbox.de
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Die Untersuchung basiert auf dem briq family panel, einer jährlichen Wiederholungsbefragung von rund 700 Familien aus dem Köln-Bonner Raum. Eine zufällig ausgewählte Teilgruppe der Kinder nahm im Grundschulalter ein Jahr lang am Mentorenprogramm „Balu und Du“ teil. Im Rahmen dieses Programms treffen sich Freiwillige, meist Studierende, regelmäßig mit den Kindern, um durch gemeinsame Aktivitäten die psychosoziale Entwicklung zu fördern und den persönlichen Horizont zu erweitern.

Weibliche Vorbilder wichtig

Anhand verschiedener Fragen beurteilten die Forschenden das Wettbewerbsverhalten der Kinder und ihrer Eltern. Dabei zeigt sich zunächst, dass sich die Wettbewerbsbereitschaft der Mutter stark auf Töchter auswirkt, nicht aber auf Söhne. Das spricht dafür, dass weibliche Vorbilder für Mädchen eine wichtige Rolle spielen.

Einen maßgeblichen Einfluss hat zudem der sozioökonomische Status: Bei Kindern aus Elternhäusern mit geringerem Bildungsstand und Einkommen ist die Geschlechterlücke beim Wettbewerbsverhalten deutlich stärker ausgeprägt. Dieser Nachteil aufgrund des sozialen Umfelds lässt sich jedoch durch das Mentorenprogramm komplett abbauen.

Ein ähnliches Muster zeigt sich bei den Lohnerwartungen. Rund sechs Jahre nach der Programmteilnahme wurden die Kinder nach ihrem erwarteten Arbeitseinkommen im Alter von 30 Jahren befragt. Schon als Teenager rechnen sich Mädchen für ihre spätere berufliche Laufbahn ein deutlich geringeres Gehalt aus als Jungen.

Während sich diese Geschlechterlücke bei Jugendlichen mit höherem sozioökonomischem Status jedoch nur auf 8,8 Prozent belief, war sie in der sozial benachteiligten Gruppe mit 36,7 Prozent mehr als viermal so groß. Das Mentorenprogramm ließ diese Diskrepanz fast vollständig verschwinden.

Aus Sicht des Forscherteams sollte die Politik solche Mentorenprogramme stärker fördern und ausbauen. Denn da Mädchen aus beachteiligtem sozialem Umfeld besonders profitieren, ließe sich auf diese Weise sowohl der Gender Gap als auch die soziale Ungleichheit mit vergleichsweise geringem finanziellen Aufwand effektiv reduzieren.

 

Weitere Infos: The Origins of Gender Differences in Competitiveness and Earnings Expectations: Causal Evidence from a Mentoring Intervention

Fig. 2.
Fig. 2. © Teodora Boneva, Thomas Buser, Armin Falk, Fabian Kosse / IZA DP No. 14800
Fig. 3.
Fig. 3. © Teodora Boneva, Thomas Buser, Armin Falk, Fabian Kosse / IZA DP No. 14800
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