15. Mai 2023

German Real Estate Price Index (GREIX) German Real Estate Price Index (GREIX): Analyse deutscher Immobilienmärkte

Ökonomen des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaften setzen neue Standards für die Analyse deutscher Immobilienmärkte auf Basis aktuellster Daten.

Hohe Mietpreise, Gentrifizierung und zu wenig Wohnungsbau: Bezahlbarer Wohnraum ist in Deutschland seit Jahren knapp. Die Corona-Pandemie, die historisch hohe Inflation und steigende Zinsen befeuern die Angst vor einer sich verschärfenden Wohnungskrise. Ab Mitte 2022 brachen die Immobilienpreise inflationsbereinigt um bis zu 20 Prozent ein. Wie konnte es so weit kommen? Wie haben sich die Immobilienpreise in Deutschland in den vergangenen 60 Jahren entwickelt? Und welche Schlüsse lassen sich daraus für die Zukunft ziehen? Der German Real Estate Price Index (GREIX), entwickelt von Ökonomen des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaften der Universität Bonn, liefert Antworten und setzt neue Standards für die Analyse deutscher Immobilienmärkte auf Basis aktuellster Daten.

German Real Estate Index (GREIX)
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Neuer Maßstab für die Analyse deutscher Immobilienmärkte

Der GREIX ermöglicht erstmals ein hochaktuelles Bild der Preisentwicklung der Immobilenmärkte in 18 deutschen Städten seit den 1960er Jahren bis auf die Ebene einzelner Stadtviertel. Mit Hilfe des Datensatzes können langfristige Trends der Immobilienmärkte analysiert und aktuelle Entwicklungen wie der Inflationsschub im historischen Kontext eingeordnet werden. Obwohl in Deutschland zahlreiche Daten zu Immobilienpreisen vorliegen, ließ sich bisher nur ein unklares Bild vom Immobilienmarkt zeichnen.

Forschende des Exzellenzclusters ECONtribute: Markets & Public Policy und der Universität Bonn haben sich deutschlandweit mit Gutachterausschüssen (GAAs) zusammengeschlossen, um die Entwicklung der Immobilienpreise systematisch zu analysieren. Mit dem GREIX schafft ECONtribute nun eine Plattform, die dies ermöglicht – zentral verfügbar und kostenlos. Über eine Website lassen sich die Immobilienpreisen über den gesamten Zeitraum hinweg bis auf die Ebene einzelner Stadtteile transparent vergleichen. Die Datenbank ist ein signifikanter Fortschritt hin zu mehr Transparenz auf dem deutschen Immobilienmarkt und ermöglicht es, den  deutschen Immobilienmarkt hochaktuell und mit höchsten wissenschaftlichen Standards zu analysieren.

Hier geht es zum German Real Estate Index (GREIX).

Die Ergebnisse im Überblick

  • Profiteure: Eigentümer konnten in den vergangenen Jahren historisch hohe Vermögensgewinne erzielen. Die Stadt mit der höchsten Wertentwicklung seit 2000: Berlin.
  • Polarisierung: Der Preisunterschied zwischen den teuersten und günstigsten Stadtteilen in deutschen Städten hat sich in den letzten 30 Jahren mehr als verdoppelt.
  • Preissturz: Seit Mitte 2022 sind die Immobilenpreise im Vergleich zum Höchststand real um knapp 15 Prozent eingebrochen.
  • Prognose: Die Preise sinken weiter – wenn auch langsamer. Zum Ende des aktuellen Quartals (Q2) werden die Preise im Bundesschnitt inflationsbereinigt voraussichtlich um knapp 20 Prozent im Vergleich zum Höchststand gesunken sein.


Hintergrund

Die Daten der Gutachterausschüsse (GAAs) decken sämtliche Immobilientransaktionen der vergangenen 60 Jahre in (West-) Deutschland ab. Die GAAs verfügen somit über den größten und vollständigsten Datensatz in Deutschland. Aus Mitteln der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) konnten die Forschenden des Exzellenzclusters ECONtribute rund eine Millionen Transaktionsdaten digitalisieren und sie so erstmals direkt vergleichbar machen. Das Ergebnis: Der erste langfristige Mikrodatensatz zu realen Wohnimmobilientransaktionen in Deutschland. Die Forscher haben mit modernsten statistischen Methoden ein Modell entwickelt, das es ermöglicht, qualitativ hochwertige Indizes zu erstellen. Diese bilden umfassend und regional ab, wie sich die Wohnungspreise in 18 deutschen Großstädten entwickeln und entwickelt haben. Mithilfe spezieller Regressionsmethoden hat das Team quartalsweise die Wohnungspreisindizes für drei verschiedene Marktsegmente in jeder Stadt erstellt: Mehrfamilienhäuser, Einfamilienhäuser und Wohnungen.

Andere bestehende deutsche Immobilienindizes basieren auf alternativen Datensätzen, die sich in der Regel auf Hypothekenverträge, Online-Anzeigen oder Gutachten beziehen. Die einzige Ausnahme ist der nationale Index von Destatis, der ebenfalls auf den Daten der GAA basiert, allerdings ohne aktiven Austausch und Qualitätssicherung durch die GAAs erstellt wird und nur bis in die 2000er Jahre zurückgeht.

Die Datenbank soll laufend aktualisiert und gepflegt werden. Politiker:innen, Journalist:innen und die interessierte Öffentlichkeit haben somit erstmals Zugang zu einer fundierten Analyse historischer, aktueller und zukünftiger Entwicklungen der Immobilienmärkte.

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